DFG-Projekt

Ausgangslage
Bis zur Durchführung des mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft bewerkstelligten Erschließungsprojekts war der dafür vorgesehene Bestand an Garten- und Gedenkstättenplänen in Teilen nur schwer oder überhaupt nicht zugänglich. Manche Pläne lagerten unter unzureichenden Aufbewahrungsbedingungen. Einige Zeichnungen wiesen Beschädigungen oder Verschmutzungen auf. Andere hatten eine lange Zeit im zusammengerollten Zustand verbracht und waren dadurch schwer zu handhaben, insbesondere die empfindlichen, teils sehr spröden Transparentzeichenpapiere, aber auch die recht widerspenstigen Folien. Für die Erhaltung der Sammlung mussten also dringend Sicherungsmaßnahmen getroffen werden. Große Teile des Planbestands waren ungeordnet, weder nach Orten, noch nach Projekten oder Planverfassern sortiert. Manches Blatt ließ sich, weil unbeschriftet, nicht gleich einer Gartenanlage zuordnen. Inventarisiert war keiner der Pläne. In einem vertretbaren Zeitrahmen konnten Recherchen unter solchen Voraussetzungen nicht zuverlässig durchgeführt werden.

Projektziele
Der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Oktober 2005 bewilligte Projektantrag "Wissenschaftliche Erschließung von denkmalpflegerisch relevantem Planmaterial zur Gartenkultur" sah entsprechend vor, alle relevanten Pläne zusammenzutragen, mögliche Säuberungen und Reparaturen an ihnen durchzuführen, sie zu ordnen und archivgerecht zu lagern, unbeschriftete Pläne zu bestimmen, den Gesamtbestand mit Hilfe einer Datenbank zu inventarisieren, jeden Plan zu fotografieren und die entstandene Fotografie mit dem zugehörigen Datensatz zu verbinden und schließlich die so komplettierte Datenbank sowohl für die Nutzung für die im Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseum (BLDAM) zu leistenden gartendenkmalpflegerischen Aufgaben, als auch für die wissenschaftliche Fachöffentlichkeit im Internet, auch über eine OAI-Schnittstelle über Portalanbindungen, recherchierbar zu halten.

Anschaffungen
Vor dem eigentlichen Projektbeginn war es notwendig, für die künftig sachgerechte Lagerung der Pläne Anschaffungen in größerem Umfang zu machen. Dazu gehörten vier Planschränke für das Blattformat DIN A0, Archivmappen der Größen DIN A2 bis DIN A0 sowie für übergroße Formate besonders robuste Mappen, Japanseidenpapier und eine Digital-Spiegelreflexkamera mit Zubehör.

Konzeption und Einrichtung einer Datenbank
Mit dem im BLDAM bereits zur Inventarisierung der Denkmale des Landes Brandenburg genutzten Datenbankprogramm HIDA 3 wurde eine einfache Felderstruktur für die Erfassung aller relevanten Informationen zu den Plänen konzipiert. Dies geschah auf der Grundlage der Erfahrungen innerhalb des BLDAM und auf der Basis des Erfahrungsaustausches zu bei anderen Institutionen geführten vergleichbaren Datenbanken wie z. B. der Plansammlung der TU Berlin, wobei sich die komplette Übernahme einer bereits vorhandenen Struktur als nicht sinnvoll erwies. Nach der Ermittlung der tatsächlich vorhandenen Erfordernisse, der Konzeption, der Diskussion derselben, wurde die Datenbank durch eine Mitarbeiterin des BLDAM programmiert. Auf der Grundlage des Regelwerks MIDAS wurde zugleich eine ausführliche Anleitung zum Umgang mit der Datenbank geschaffen, in der jedes einzelne Feld erklärt und mit Beispielinhalten bestückt ist. Diese Anleitung in Papierform und die dem Datenbankprogramm angegliederten Feldhilfen dienten der notwendigen Strukturierung bei der Informationserfassung. Nach den ersten Eingabe-Erfahrungen mit der neu eingerichteten Datenbank mussten im Nachhinein noch Korrekturen an ihrer Struktur vorgenommen werden und der bis dahin bereits vorhandene Datenbestand entsprechend überarbeitet werden. Die Zukunftsfähigkeit der Datenbank ist gewährleistet, denn die Daten aus HIDA 3 wurden inzwischen in eine HIDA 4-Installation überführt. Die Datensätze lassen sich nach XML konvertieren.

Sicherungsmaßnahmen
Nach dem Zusammenführen aller relevanten Pläne galt es, eine große Anzahl von Blättern in einen planen Zustand zu versetzen sowie kleinere Reparaturen und Säuberungen vorzunehmen. Zur Durchführung geeigneter Maßnahmen kam es erst, nachdem darüber Gespräche mit Einrichtungen wie der Restaurierungswerkstatt des Bundesarchivs, des Brandenburgischen Landeshauptarchivs und der Preservation-Academy Leipzig geführt worden waren. Die in diesen Institutionen gesammelten Erfahrungen zur Papiererhaltung fanden Eingang bei der Lösung der bevorstehenden Projektaufgabe. Die Sicherungsmaßnahmen selbst erforderten größte Sorgfalt und Geduld.

Ordnung
Entsprechend den Arbeitsstrukturen des Landesamtes lag der Sortierung der Pläne eine Ordnung nach Orten und Projekten zugrunde, wobei zusammengehörende Konvolute bewahrt blieben. Unterschiedliche Papier- bzw. Zeichnungsträgerqualitäten berücksichtigend, wurden die Pläne in angemessener Anzahl (bis max. 20 Stück pro Mappe) in Projekten / Projektgruppen in Mappen gelegt und nach Orten der alphabetischen Reihe nach in den Planschränken untergebracht. Nur übergroße Formate (größer als DIN A0) fanden ihren Platz in robusten Planmappen außerhalb der Schränke. Um auch die nicht beschrifteten Zeichnungen richtig einordnen zu können, musste teilweise umfänglich recherchiert werden, um welche Garten- oder Gedenkstättenanlage es sich bei der Dargestellten handelt.

Inventarnummernvergabe, Erschließung und Datenerfassung
Parallel mit der Eingabe der Informationen in die Datenbank erfolgte die Inventarnummernvergabe auf der Rückseite der Pläne - eine fortlaufende, jeweils sechsstellige Zahl. Erfasst wurde die neue und ggf. auch alte Inventarnummern, Dokument- und Planarten, Datierungen mit jeweiliger Datierungsart, eine Kurzbeschreibung des Dargestellten mit Orts- und Objektbezeichnung, Schlagworte zum Inhalt der Pläne, Formtypen, Maßstäbe, Objektnamen, genaue Adressangaben, Planbeschriftungen, ggf. Namen der Planverfasser und Auftraggeber, Größen- und Materialangaben zum Blatt, Darstellungstechniken, Erhaltungszustände, den Namen der Bilddatei (er entspricht der Inventarnummer des betreffenden Plans), Bemerkungen und verwaltungsinterne Informationen. Neben Freitextfeldern gibt es in der Datenbank eine Reihe von indexierbaren Feldern, die, aus kontrolliertem Vokabular gespeist, genaue Rechercheanfragen beantworten helfen. Insgesamt wurden 2.697 Datensätze angelegt, nicht nur zu originalen Gartenplänen, sondern auch zu Reproduktionen von Plänen und zu Plänen, die keine eigentlichen Gartenpläne sind, aber für die gartendenkmalpflegerische Arbeit notwendig und von wichtiger Aussagekraft sind. Hierzu zählen zum Beispiel Karten, Fotografien, darunter Luftbilder, oder Montagen. Alle diese Dokumente wurden in den Datenbestand mit eingearbeitet, um einen zusammenhängenden Auskunftsapparat zu schaffen. Der Zusammenhang der in sich geschlossenen Konvolute der Gedenkstättenpläne, zu denen Garten- wie Baupläne gehören, wurde gewahrt und beide Planarten in der Datenbank vollständig erfasst. Dubletten von Plänen erhielten keinen eigenen Datensatz, wurden aber beim Datensatz zum jeweiligen Originalplan verzeichnet.

Fotografieren der Pläne
Nach der Inventarisierung wurden die Pläne von einer Mitarbeiterin des Landesamtes mit Hilfe einer eigens angeschafften Digital-Spiegelreflexkamera fotografiert. Fotografiert wurde sowohl im RAW-Format (aus dem sich das Tiff-Format generieren lässt), als auch im JPEG-Format. Beide Bildformate werden auf einer externen Sicherungsfestplatte und zudem auf einem Netzlaufwerk mit regelmäßig ablaufenden Sicherungen vorgehalten, wobei diese Bilddateien nicht als Langzeitsicherung der Pläne zu begreifen sind. Vielmehr können sie lediglich Recherchen erleichtern, in dem sie die Informationen der Datenbank illustrieren oder bestätigen oder, nach Anfrage, in einem geeigneten Ausgabeformat wissenschaftliches Arbeiten unterstützen. Nachdem eine jede JPEG-Bilddatei mit dem sichtbaren und unsichtbaren Wasserzeichen des BLDAM versehen worden war, konnte sie an den zugehörigen Datensatz angehängt werden. Da nicht zu jedem erfassten Dokument ein Veröffentlichungsrecht beim BLDAM liegt, wird im Internet rund ein Drittel der Datensätze (986 Stück) ohne Fotografie gezeigt. Die im BLDAM bereitstehende Intranetversion der Datenbank bietet jedoch zu allen 2.697 Datensätzen die zugehörige Fotografie an. Entgegen der ursprünglichen Einschätzung für den Projektantrag waren auch die mit dieser Projektetappe verbundenen Tätigkeiten sehr zeitaufwendig: Pläne in einen verdunkelten Atelierraum verbringen und zum Fotografieren mit Magneten befestigen, beim Fotografieren den unterschiedlichen Plangrößen, Planmaterialien und Zeichnungsstärken Rechnung tragen, Dokumentationsarbeiten, Entlade- und Speicherarbeiten, Bildbearbeitung, Bildkontrollen, Dateinamenvergabe, Räumarbeiten, Abgleich zwischen Bilddatei, Plan und Datensatz und damit verbundene Korrekturen.

OAI-Schnittstelle
Die Konzeption der OAI-Schnittstelle erfolgte auf der Grundlage der Publikation "Elektronisches Publizieren an Hochschulen. Inhaltliche Gestaltung der OAI-Schnittstelle. Empfehlungen der Arbeitsgruppe Open Archives Initiative in Deutschland" von der Deutschen Initiative für Netzwerkinformation (DINI), Oktober 2003. Wichtig waren außerdem Kontakte zum Geoforschungszentrum Potsdam, als bereits erfahrenem Anbieter einer OAI-Schnittstelle, und zum Computer- und Medienservice, Elektronisches Publizieren, der Humboldt Universität Berlin, in dem sich Mitglieder der DINI-Arbeitsgruppe befinden, die Mitautoren der DINI-Empfehlungen sind. Die aus diesen Einrichtungen erhaltenen Anregungen zu der vom BLDAM vorgelegten Konzeption konnten in der Korrekturfassung eingearbeitet werden. Die OAI-Schnittstelle (nach OAI 2.0) der Plan-Datenbank beinhaltet eine Set-Gliederung nach Inhalt sowie eine Gliederung nach den Dublin-Core-Elementen, die 14 der 15 Elemente berücksichtigt. Mit der Programmierung der OAI-Schnittstelle wurde eine IT-Firma beauftragt. Von der Open Archives Initiative validiert/geprüft ist die Schnittstelle fehlerfrei, die Datenbank an einem Server der Open Archives Initiative angemeldet. Zwar ist bislang kein einer Plansammlung themenverwandter Katalog für OAI-Schnittstellen bekannt, bei dem die Datenbank außerdem angemeldet werden könnte. Aber die OAI-Schnittstelle ermöglichte die Anbindung an das BAM-Portal. Das BAM-Portal griff standardmäßig auf Daten zu, die nach dem neueren, feiner gegliederten museumdat strukturiert sind.

Konzeption und Implementierung einer Internetpräsentation
Die geschaffene Internetpräsentation der Plansammlung ist sowohl an die bestehende Internetpräsentation des BLDAM durch einen Link angeschlossen, als auch mittels eigener URL (http://plansammlung.bldam-brandenburg.de) mit seiner Startseite aufrufbar. Sie setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: zum einen aus einem statischen Aufbau, der neben einer Einführung auch Informationen zur Sammlungsgeschichte, den hier vorliegenden Bericht zum DFG-Projekt, Nutzungshinweise, Ansprechpartner und eine Liste mit Links zu den in der Internetpräsentation erwähnten Institutionen anbietet. Zum anderen ist in diesem Aufbau auch ein Online-Katalog integriert, also Recherchewerkzeuge für die Datenbank, mit denen eine einfache Suchmaske, die Standardsuche, und eine Suchmaske mit erweiterter Funktionalität, die Expertensuche, zur Verfügung stehen. Die Expertensuche ermöglicht gezielte Abfragen nach Ort, Objektname, Straße, Hausnummer, Gemeinde, Kreis / Bezirk, Bundesland, Staat, Planart, Darstellungstyp, Schlagwort, Künstler, Personen und Inventarnummer. Suchbegriffe können frei eingegeben oder aus Indexlisten ausgewählt und mit UND- / ODER-Verknüpfungen verbunden werden. All diese in der Expertensuche geführten Felder lassen sich auch von der Standardsuche aus durchsuchen, hier jedoch nur mit UND-Verknüpfungen und durch frei Eingabe der Suchbegriffe in ein einzelnes Suchfeld. Die Standardsuche wirkt darüber hinaus als Freitextsuche über alle angezeigten Datenfelder.

Internetportalanbindung
Die Internetpräsentation und -datenbank der erfassten Pläne ist/war der Öffentlichkeit, außer über die eigene URL oder die beiden URLs des Landesamtes, auch zugänglich über:

  • http://www.kulturerbe-digital.de, ein Projekt der EUBAM-Arbeitsgruppe, mit dem eine Informationsplattform für Digitalisierungsprojekte von Bibliotheken, Archiven, Museen und Denkmalpflege-Einrichtungen gepflegt wird.
  • http://www.bam-portal.de, dem Portal für Bibliotheken, Archive und Museen, das übergreifende Suchen in den Datenbeständen der angeschlossenen Institutionen ermöglichte. Das BAM-Portal stellte jedoch nur die 1.711 Datensätze der Plansammlungsdatenbank dar, bei denen ein Foto eingebunden ist (vgl. "Fotografieren der Pläne"). Das BAM-Portal ist seit dem 1.07.2015 geschlossen.
  • http://www.clio-online.de, das von der Humboldt-Universität zu Berlin geführte Fachportal für die Geschichtswissenschaften.


Angestrebt ist außerdem, dass die Pläne ab 2017 auch in der Deutschen Digitalen Bibliothek suchbar sein werden:

 

Öffentlichkeitsarbeit
Vorgestellt wurde das Projekt außerdem:

  • in der vom BLDAM herausgegebenen Zeitschrift "Brandenburgische Denkmalpflege", Jahrgang 18, 2009, Heft 2, S. 103-104,
  • in der Zeitschrift "Gartenpraxis. Ulmers Pflanzenmagazin", Ausgabe 10-2009,
  • an der Universität der Künste in Berlin, in einem einstündigen Forschungskolloquium mit dem Titel "Inventarisierung von Planmaterialien zur Gartenkultur und Freiraumplanung der DDR am Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege betreffend die Bestände des ehemaligen Instituts für Denkmalpflege der DDR - ein von der DFG gefördertes Gemeinschaftsprojekt zwischen der UdK Berlin und dem BLDAM in Wünsdorf",
  • an der Universität der Künste in Berlin, in einem zweiten einstündigen Forschungskolloquium mit dem Titel "Inventarisierung von Planmaterialien zur Gartenkultur und Freiraumplanung der DDR - im BLDAM in Wünsdorf",
  • im Rahmen des Dritten Forums für künstlerische und wissenschaftliche Forschung der Fakultät Gestaltung der Universität der Künste Berlin,
  • unter der Rubrik Aktuelles auf der Internetseite des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz,
  • beim Jahrespressegespräch des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseums am 20.01.2010.

 

Astrid Mikoleietz